Offside the Crossroad • Kapitel 1


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„Dean… jetzt komm schon…“
„Nein, Sammy! Nein! Ich hab die Schnauze voll! Entgültig!“
Dean war außer sich, als er in dem kleinen Motelzimmer auf und ab ging und sich weder von seinem Bruder, noch von seinen Gefühlen beschwichtigen ließ.
„Drei Wochen! Drei verdammte Wochen sind wir nun schon hier! Und für was?! – Für nichts, Sammy! Nichts!“
Aufgebracht strich sich Dean durchs Haar, während Sam noch immer damit zu kämpfen hatte, seinen größeren Bruder zur Vernunft zu bringen.
„Ich hab das Zählen nicht verlernt, Dean, aber jetzt hör mir doch mal zu! Wir wissen beide, was wir da gesehen haben und nichts deutet auf irgend eine Geisteraktivität, oder einen Werwolf hin… oder sonst einen uns bekannten Dämon. Es… passt nichts, von dem, was wir je gesehen, oder gehört haben. Also entweder haben wir es hier mit einem geschickten Serienmörder zu tun, oder ein tollwütiger Hund treibt sein Unwesen. Aber es ist…“
Doch der ältere der beiden unterbrach ihn.
„Sam! Du willst mir doch nicht im Ernst erzählen, dass DAS ein Hund gewesen ist?!“
Gleichzeitig knallte Dean die Hände auf den Tisch und demonstrativ deutete er auf ein paar Bilder, die im gesamten Zimmer verstreut lagen – das Ergebnis aus drei Wochen intensiver Recherche.
Doch was auf den Bildern zu sehen war, war alles andere, als eine idyllische Urlaubserinnerungen. Nein, auf jedem einzelnen konnte man unzählige Leichen erkennen, die von oben bis unten zerfetzt und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurden. Ob es sich dabei jemals um Menschen gehandelt haben kann, war nur noch anhand der Blutwerte zu ermitteln…
Sam zögerte.
Er hat ja Recht, dachte er, als er seinen Blick von seinem großen Bruder ließ und gedankenverloren in den Raum sah. Was konnte das schon gewesen sein? Ein Hund hätte nie und nimmer eine solche Kraft, um einen Menschen bis auf die Knochen zu zerfleischen. Vielleicht ein Bär, oder… irgend eine Raubkatze. Was aber im Falle einer Großstadt ausgeschlossen war. Die einzigen Bären und Wildkatzen, die sie an einem solchen Ort zu Gesicht bekamen, waren die Tiere hinter Gittern, wohnhaft in irgend welchen Zoos, oder National Parks.
Es war nicht auszuschließen, keine Frage und Sam war der letzte, der sich gegen seinen Bruder stellte. Aber vielleicht war das einfach eine Nummer zu groß für sie.
Der jüngere der beiden atmete noch einmal tief durch, ehe er dann doch zu einer Antwort ansetzte und den Blick zu seinem Bruder hob.
„Und was sollen wir deiner Meinung nach tun? Weiter jagen?“
Sam wußte, dass er seinen Bruder in einer derartigen Verfassung mit Samthandschuhen anpacken mußte – immerhin wollte er einen Streit um jeden Preis vermeiden. Aber er kannte seinen Bruder lang genug, um zu wissen, dass ihm das ziemlich nahe ging.
Doch der ältere mußte resigniert den Hut ziehen.
Sammy hatte Recht. Sie hatten weder eine Spur, noch irgend einen Hinweis, und leider kam auch noch erschwerend hinzu, dass sie ihre letzte Spur verloren hatten. Und das seit Tagen schon…
Übermüdet strich sich Dean die Hand durchs Gesicht.
„Ja… Ja, verdammt, du hast ja Recht…“, stimmte er Sam letztendlich zu und etwas widerwillig nickte er. Was hatten sie schon zu verlieren? Sie waren seit Tagen, Wochen an diesem Ort, hin und her gerissen zwischen irgend einem Monster, dass von niemandem gefunden werden wollte. Es gab wirklich wichtigeres, als irgend einem Phantom hinterher zu rennen.
Erleichtert atmete der jüngere der beiden aus. Gott sei Dank war Dean zur Vernunft gekommen, dachte er. Nicht auszudenken, wenn sie schon wieder in einen Streit geraten wären. Das war mit Abstand das letzte, was Sam erreichen wollte. Vor allem jetzt, wo sie ihrem letzten Streit gerade so entkommen waren. Und er war froh, dass Dean zumindest wieder redete…
„Wir sollten zusehen, dass wir aus der Stadt verschwinden.“, fuhr er schließlich fort, „Dieses Ding hat bereits seit Tagen nicht mehr getötet und wir verschwenden viel zu viel Zeit mit irgendwelchen Geistern, die nicht da sind… Vielleicht…“
Doch plötzlich klingelte das Handy.
Überrascht erwachte Dean aus seiner Starre und während Sam verzweifelt in den Taschen kramte, hob der ältere eine Augenbraue.
„… Das ist Bobby!“, entfuhr es Sam, als er einen kurzen Blick auf das Display warf. Sofort erwiderte er das Klingeln, begrüßte seinen alten Freund und konzentriert sah er Dean entgegen, während er Bobby’s Worten folgte.
„Hm… ja… ja, wir sind ganz in deiner Nähe… in Ordnung. Ja… machen wir… bis dann…“
Und legte auf.
„Was wollte er?“, brummte Dean, noch immer in Gedanken.
„Bobby will uns etwas zeigen… er meinte, es sei wichtig.“
„Zu wichtig, um es dir am Telefon zu sagen?“
Sammy nickte.
„Wir sollen so schnell wie möglich zu ihm kommen.“
So schnell wie möglich… das war leichter gesagt, als getan. Normalerweise waren sie ja noch immer mit diesem Fall beschäftigt und vielleicht hätte er das mit Dean erst absprechen müssen, bevor er Bobby zusagte.
Andererseits war es Bobby… wenn es wirklich so dringend war, dann war es wichtig.
Doch plötzlich erwachte Dean aus seinem Kurzzeitschlaf.
„Na, worauf warten wir dann noch?!“, fragte er erfreut, „Lass uns endlich aus diesem Kaff verschwinden!“